Kontaktlinsen sind praktisch und beliebt – allein in Deutschland nutzen etwa 5,5 Millionen Menschen die unauffällige Alternative zur Brille. Doch was vielen Trägern nicht bewusst ist: Die kleinen Kunststofflinsen haben sowohl ökologische als auch gesundheitliche Schattenseiten. Von der Entsorgung über Mikroplastik bis hin zu möglichen Gesundheitsrisiken gibt es viele Aspekte, die eine kritische Betrachtung verdienen.

Kontaktlinsen, Mikroplastik und die Umwelt: Eine unsichtbare Belastung
Die Entsorgung von Kontaktlinsen ist ein oft übersehenes Umweltproblem. Viele Träger spülen ihre gebrauchten Linsen einfach über das Waschbecken oder die Toilette ab – ein Vorgehen, das erhebliche Konsequenzen hat. Wie ein Sprecher des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) erklärt: „Kontaktlinsen sollten als sehr kleine Gegenstände nicht über Toilette oder Waschbecken im Abwasser landen, weil sie beziehungsweise die sich zersetzenden Plastikteilchen in Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert werden können.“
Gelangen die Linsen ins Abwasser, zerfallen sie zu Mikroplastik, das weder in Kläranlagen vollständig herausgefiltert noch von Mikroorganismen abgebaut werden kann. Über den Klärschlamm, der oft als Dünger verwendet wird, gelangen die Plastikpartikel schließlich in die Umwelt – in Flüsse, Böden und damit auch in die Tierwelt. Studien aus den USA zeigen das Ausmaß des Problems: Laut einer Untersuchung werden dort jährlich etwa 20 Tonnen Kontaktlinsen über das Abwasser entsorgt.
Wie entsorgt man Kontaktlinsen richtig?
Um die Umweltbelastung zu minimieren, sollten gebrauchte Kontaktlinsen stets im Restmüll entsorgt werden. Auch die Verpackung der Linsen erfordert Aufmerksamkeit: Während Kartonagen in die Papiertonne gehören, sollten die Kunststoff-Aluminium-Blister in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack landen.
Darüber hinaus empfiehlt der VKU, auf die Wahl der Linsen zu achten. Tageslinsen, die nach nur einem Gebrauch weggeworfen werden, erzeugen deutlich mehr Müll als Monats- oder Jahreslinsen. Harte Kontaktlinsen sind noch langlebiger und damit die umweltfreundlichste Wahl unter den Kontaktlinsen.
Gesundheitliche Risiken durch Mikroplastik – das sagt die Wissenschaft
Neben der Umweltbelastung werfen Kontaktlinsen auch gesundheitliche Fragen auf. Eine Studie der Nanjing Universität, veröffentlicht 2023 in der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology, zeigt, dass Kontaktlinsen selbst während des Tragens Mikroplastikpartikel freisetzen.
Das Forschungsteam untersuchte sechs verschiedene Linsenarten und simulierte deren alltägliche Nutzung. Nach 30 und 90 Tagen wurde das Wasser, in dem die Linsen gelagert wurden, auf Mikroplastik untersucht. Die Ergebnisse waren alarmierend: Je nach Linsenart werden jährlich bis zu 90.000 Mikroplastikpartikel freigesetzt, die über das Auge in den Körper gelangen können. Besonders Tageslinsen schnitten dabei schlecht ab, da sie mehr Partikel freisetzen als Linsen mit längerer Tragedauer.
Das Sonnenlicht scheint hierbei ein entscheidender Faktor zu sein: In bestrahlten Proben wurden Partikel nachgewiesen, in unbestrahlten hingegen nicht. Die genauen gesundheitlichen Folgen dieser Partikel sind bislang nicht vollständig erforscht – hierzu sind weitere Studien erforderlich.
Nachhaltige Alternativen: Kontaktlinsen oder Brille?
Die nachhaltigsten Sehhilfen sind zweifellos Brillen. Sie verursachen keinen Mikroplastikmüll und können bei guter Pflege ein Leben lang halten. Gebrauchte Brillen können zudem gespendet werden, um Menschen in ärmeren Regionen zu helfen. Initiativen wie „Brillen Weltweit“ sammeln alte Brillen und geben sie an Bedürftige weiter.
Für Kontaktlinsenträger gilt: Wer die Umwelt und seine eigene Gesundheit möglichst wenig belasten möchte, sollte auf langlebige Linsen umsteigen – und diese verantwortungsvoll entsorgen. Die Wahl der Sehhilfe hat letztlich eben nicht nur persönliche, sondern auch globale Auswirkungen.
Quellen:
nationalgeographic.de
dpa